40 Years of Art and Community - Making OfIch kann mich noch gut an den 8. Juli 2013 erinnern. Es war einer dieser heissen Tage in DC und ich schmorte mit ein paar Gleichgesinnten im Besprechungsraum auf dem Dach der Torpedo Factory. Nachdem ich ein paar Wochen vorher Studio 306 aus Zeitmangel aufgegeben hatte, suchte ich nach Möglichkeiten, den Kontakt zu den ehemaligen "Kollegen" in der Fabrik zu halten und war kurzentschlossen dem "40th Anniversary Commitee" beigetreten.
Unter Leitung unserer damaligen Präsidentin Tanya Davis sollte das Komitee Ideen zum 40-jährigen Jubiläum der Torpedo Factory entwickeln und in die Tat umsetzen. Wie immer, wenn ich einer derartigen Runde mit den Künstlern zusammen saß, sprudelten die Vorschläge nur so heraus und nach einer Stunde hatten wir ein komplettes Whiteboard mit Ideen und Plänen für das Jahr 2014 vollgeschrieben. "Block Party", "Street Banners", "T-Shirts" und "Alexandria Times Partnering" stand da, ebenso mein eigener Vorschlag "Book Project".
Die Idee, ein Buch zum 40-jährigen Jubiläum zu machen, wurde zu meiner Überraschung sehr gut aufgenommen. Was ich nicht ahnte war, wie langwierig und schwierig dieses Projekt werden würde, und wie sehr es mich und meine Mitstreiter fast ein Jahr lang beschäftigen sollte . Auch nicht, wie wichtig es für das Jubiläum werden sollte, denn im Laufe der nächsten Monate verschwanden fast alle anderen Vorschläge in der Versenkung und zum Schluss blieb tatsächlich nicht viel mehr übrig blieb als das, was in den nächsten Monaten als "40th Anniversary Commemorative Book" seine Kreise zog. Tanya, Don Vieman und ich gründeten das "Book Commitee" und fingen an, uns um die Details zu kümmern. Wir erstellten ein erstes Konzept samt Kalkulation und stellten es den Vorstandsmitgliedern vor. Nach einem unglücklichen und kostspieligen Buchprojekt zum zwanzigjährigen Jubiläum, bei dem man auf vielen Unkosten und noch mehr Kopien sitzen geblieben war, war die Skepsis groß und die Leitung der TFAA wollte keinerlei Risiko eingehen. Um Sicherheit zu bekommen, loteten wir in einer Online-Umfrage die Beteiligung aus und fragten die Künstler nach Wünschen und Anregungen. 85 Prozent Zustimmung waren mehr als erwartet, in der Torpedo Factory ist es immer schwierig, alle Künstler unter einen Hut zu bekommen, reichten dem Board aber nicht aus. So entschlossen wir uns, in einer Art Fundraising von jedem teilnehmenden Künstler einen festen Betrag einzusammeln, der das Buch vorfinanzieren sollte. Er garantierte eine Seite im Buch, bescherte ein Gratisexemplar und gab dem Künstler das Recht, weitere Exemplare zum Einkaufspreis zu erwerben.
Hierzu besuchten wir die über hundert Künstler in ihren Studios und überzeugten sie in Einzelgesprächen von unserer Idee. Wir lernten, dass 85 Prozent Zustimmung bei einer anonymen Umfrage nicht automatisch gleichbedeutend mit 85 Prozent wirklich zahlungswilligen (oder -fähigen) Teilnehmern ist, und so dauerte es bis in den Dezember, bis wir die erhoffte Anzahl an Teilnehmern und genügend Geld beisammen hatten, um vom Board das endgültige "Go" zu bekommen. Obwohl einige Künstler nicht teilnehmen wollten (oder konnten) war die kritische Masse so groß, dass nicht nur die Finanzierung gesichert war, sondern dass wir ein Buch produzieren konnten, dass für das gesamte Künstlerkollektiv repräsentativ sein und die Fabrik korrekt portraitieren würde.
Auch auf der Ausgabenseite gab es Nachbesserungen. Üblicherweise sind für ein Projekt dieser Größenordnung, professionell produziert, Kosten zwischen dreißig und sechzig tausend Dollar anzusetzen. Das kam für die TFAA nicht in Frage, ein ähnliches Projekt war ein paar Monate zuvor bereits in der Anbahnung gestorben. Durch eine Reihe von Maßnahmen konnten wir die geplanten Kosten soweit senken, dass das finanzielle Risiko für die Artists Association überschaubar blieb. Dazu zählten günstige Verträge mit Texter, Designer und Drucker, und jede Menge Eigenleistung durch Tanya, Don und mich. Im Katalogteil des Buchs sollte jeder Künstler eines seiner Werke zeigen und etwas zu seiner Arbeit sagen. Der erste Schritt bestand also darin, Fotos, Texte und Kontaktinfos von den Künstlern einzusammeln, zu ordnen und archivieren. Das hört sich nicht schlimm an, war aber enorm arbeitsaufwändig und hat mich mehrere tausend (!) Emails und hunderte von Arbeitsstunden gekostet.
Nachdem wir die "Image Submission Guidelines" Anfang Januar versendet hatten, dauerte es bis in den Mai, bis wir alle Fotos und Texte beisammen hatten. Während dieser Zeit arbeitete ich auch als Fotograf, um diejenigen Künstler mit Bildern zu versorgen, die keine akzeptablen Fotos ihrer Werke vorlegen konnten. Kunstwerke, die ich aufgrund ihrer Größe oder ihres Gewichts nicht mit nach Hause nehmen konnte, habe ich in den Studios der Künstler fotografiert, oder in ihren Ateliers daheim oder in Austellungen, in denen sie gerade ausgestellt wurden. Ein solches Projekt kann man nur alle fünfzehn oder zwanzig Jahre machen, von Anfang an wollten wir daher keinen reinen Katalog produzieren. "Das Buch muss künstlerischer werden", war einer der Leitsätze von Don, mit dem er uns immer wieder ermahnte, über den Tellerrand zu denken. Wir wollten etwas schaffen, das - anders als ein reiner Austellungskatalog - auch über das unmittelbare Event des Jubiläums hinaus wirkt. Etwas, das die Torpedo Factory selbst und ihre jährlich 500.000 Besucher portraitiert, das die Gedanken der Künstler und ihre Arbeit beschreibt und das die bewegte Geschichte der Fabrik veranschaulicht.
Neben den jeweiligen Kurztexten, die uns die Künstler und Gallerien selbst zur Verfügung stellten, beauftragten wir den erfahrenen Texter Jeff Sypek damit, Beiträge zu diesen großen Themenkomplexen zu schreiben. Jeff war schon lange Blogger der TFAA und kannte die Factory in- und auswendig. Mit seinem erfrischenden Schreibstil und seinem unerschöpflichen Vorrat an Anekdoten verstand er es wie kein anderer, die Stimmung in der Torpedo Factory auf den Punkt zu bringen und in Worte zu kleiden. In Kombination mit Vals sparsamer und effektiver Designkunst hat Jeff entscheidenden Anteil daran, dass "40 Years of Art and Community" weit mehr geworden ist als ein langweiliger Ausstellungskatalog.
Eine besondere Herausforderung war es, für diese längeren Textpassagen Fotos zur Verfügung zu stellen, eine Aufgabe, die ebenfalls mir zukam. Für den History-Teil stöberte ich im April tagelang im TFAA-Archiv in alten Ordnern und verstaubten Kartons herum, durchsuchte USB-Sticks, reproduzierte Papierabzüge und Dias und versuchte Herkunft und Rechte der Fotos zu klären. Nicht immer war klar, was die gefundenen Fotos überhaupt zeigten.
Für den aktuellen Teil konnte ich viele eigene Bilder beisteuern, die während meiner Arbeit in und für die Torpedo Factory in den vergangenen beiden Jahren entstanden waren. Viele Ansichten der Fabrik, die nicht in akzeptabler Qualität vorlagen, fotografierte ich noch einmal nach, so beispielsweise die Außen- und Innenansichten des Gebäudes und die Übersichtsfotos der Gallerien und sonstigen Organisationen.
Für den 8. Mai luden wir alle Studio-Künstler zu einem aktuellen Group Shot ein, der letzte war schon mehr als zehn Jahre alt. Das Foto wurde wieder in der Haupthalle vor der Wendeltreppe angefertigt und wir baten alle langjährigen Künstler, sich dort aufzustellen, wo sie auch vor fünfzehn Jahren gestanden hatten. Auch viele der Associates (offiziell gewählte Künstler ohne eigenes Studio) folgten unserer Einladung und wurden Teil des von Jim Steele angefertigten Gruppenbilds.
Der Mai ging zu Ende und wir hatten nun hunderte von Puzzleteilen vor uns liegen und fragten uns, wie daraus ein Buch werden könnte. Es war an der Zeit, das "große Ganze" zu konzipieren, sich also zu überlegen, wie die einzelnen Teile zu einem lesbaren, informativen und vor allem auch ansprechenden Buch zusammengebaut werden konnten. Wie immer, wenn man bei einer komplexen Aufgabe fest steckt und jeder in der Gruppe eine andere Meinung hat, ist es gut, wenn einer im stillen Kämmerlein einen konkreten Vorschlag erarbeitet und den anderen vorlegt. Auch wenn dieser nicht perfekt sein sollte, bringt er doch die Dinge ins Rollen und bildet den ersten Schritt zur Lösung des Problems. Nachdem die Gliederung und Aufteilung der Buchteile festgelegt war, begann unsere Designerin, Val Stansbury, ein konkretes Design zu erarbeiten und einen Vorschlag für das "Pairing" der Katalogseiten zu machen. Das "Verheiraten" von je zwei Künstlern auf gegenüberliegenden Seiten war uns sehr wichtig und beschäftigte uns eine ganze Weile.
Es gibt viele Seitenkombinationen im Buch, bei der die Paarung der Kunstwerke bzw. Künstler überrascht, anregt oder zum Schmunzeln einlädt - oder einfach gut aussieht.
Während die Designerin am ersten Entwurf arbeitete, beschäftigten wir uns mit "lästigen Kleinigkeiten" wie dem Buchcover, der Beschaffung der ISBN, der Copyright-Seite, dem Vorwort und den Grußwörtern und dem Index, der (möglichst fehlerfrei) knapp 700 Aktive und Ehemalige auflisten soll. Für mich kam der Rückumzug nach Deutschland näher und die Zeit wurde langsam knapp. Wir hatten bereits im Mai eine Wohnung in Berlin gefunden und waren nun Ende Juni dabei, unser Haus in Potomac "abzuwickeln". Der erste Layout-Entwurf wurde mir ins Hotel nach D.C. geliefert, das vor der endgültigen Abreise für ein paar Tage unsere Bleibe war. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich Abends im Hotel und morgens im Café über den Manuskriptseiten saß und nach Fehlern und Verbesserungsvorschlägen suchte. Ein letztes Meeting in Alexandria diente der Klärung offener Fragen und der Übergabe der Restarbeiten an meine beiden Weggefährten.
In den Wochen danach, als wir erst in New York wohnten und später auf der Queen Mary Richtung Hamburg unterwegs waren, haben Don und Tanya die beiden letzten Proofs korrigiert und von den Künstlern der Torpedo Factory überprüfen lassen. Durch das auf dem Schiff eingeschränkte Internet konnte ich die Dinge nur noch oberflächlich betrachten. Die Übersendung von Bildern oder größeren PDFs war nicht mehr möglich. Glücklicherweise waren wir mittlerweile ein gut eingespieltes Team und die Restarbeiten wurden auch ohne meine persönliche Anwesenheit perfekt erledigt. Dazu zählte natürlich auch die eigentliche Drucklegung und die unter großer Anteilnahme erfolgte Verteilung der fertigen Exemplare innerhalb der Torpedo Factory. Am 11. September fand schließlich ein groß angekündigtes, toll organisiertes und gut besuchtes Book Signing Event in der Torpedo Factory statt, an dem ich - mittlerweile in Berlin angekommen und tief in den Umzugsnachwehen steckend - leider nicht teilnehmen konnte. Umso mehr freute ich mich, als ich im Oktober das Paket mit meinen eigenen Exemplaren beim Hauptzollamt in Itzehoe in Empfang nehmen konnte. Vielen Dank noch einmal an Don und Tanya für das (kostenfreie) Übersenden und die nette Karte mit den vielen Grüßen und Danksagungen.
Wer sich für "40 Years of Art and Community" interessiert, hat Glück, denn ich habe einige Exemplare, die ich verkaufen kann. Das Buch mit der ISBN 978-0-692-24063-2 dokumentiert die Torpedo Factory in Alexandria in einzigartiger Weise, hat 160 Seiten und ist durchgehend farbig gedruckt. Es kann inklusive Versand innerhalb Deutschlands für 30 EURO (Vorkasse) bei mir erworben werden, solange der Vorrat reicht. Bitte schreibt mir eine E-Mail oder benutzt das Kontakt-Formular, um alle nötigen Informationen zu übermitteln. Der Versand erfolgt in der Reihenfolge des Eingangs, wer ein schönes Andenken aus D.C. sucht oder noch ein tolles Weihnachtsgeschenk braucht, muss sich also beeilen. |