Point-And-Shoot #3: Naval ObservatoryEtwa in der Mitte der Massachusetts Avenue, auf Höhe der 34th Street NW, befindet sich das United States Naval Observatory, eine renommierte Forschungseinrichtung, die sich seit 1830 mit astronomischen Messungen und Beobachtungen beschäftigt. Das Naval Observatory hat große Bedeutung für die hochgenaue Bestimmung von Zeit und Erdposition. Auf dem stark gesicherten Gelände befinden sich die Atomuhren des Global Positioning Systems, der aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkenden GPS-Satelliten-Navigation. Zudem ist das Naval Observatory offizielle Residenz des US-amerikanischen Vizepräsidenten, derzeit also der Wohn- und Amtssitz von Joe Biden und seiner Familie. Die Atomuhren kann man zwar nicht besichtigen, aber am Eingang des Naval Observatory zeigt eine große Anzeige die aktuelle Referenzzeit an. Wenn man versucht, diese Uhr mit ihren roten Leuchtdioden zu fotografieren, wird man unter Umständen eine Überraschung erleben, denn auf dem Bild werden später möglicherweise nicht alle Ziffern zu erkennen sein. Wie kann das sein? LED-Anzeigen dieser Art werden üblicherweise im so genannten Multiplex-Verfahren betrieben, ihre Ziffern leuchten nicht ununterbrochen auf, sondern immer nur für kurze Zeit. Das Ein- und Ausschalten geht aber so schnell, dass das menschliche Auge es normalerweise nicht wahrnimmt. Liegt die beim Fotografieren verwendete Verschlusszeit im Bereich von hundertstel oder tausendstel Sekunden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kamera eine oder mehrere Ziffern gerade während der Dunkelphase aufnimmt und sie daher auf dem späteren Foto nicht zu sehen sind:
Ist die Verschlusszeit dagegen relativ lang, wird der Kamerasensor alle Ziffern mindestens einmal im leuchtenden Zustand sehen. Will man die LED-Anzeige der Atomuhr erfolgreich fotografieren, muss man also mit langer Verschlusszeit (und daraus folgend kleiner Blende und niedriger ISO-Empfindlichkeit) arbeiten. Bei langen Verschlusszeiten sollte man zudem aufpassen, dass man das Bild nicht verwackelt (kurze Brennweiten und ein eingebauter Bildstabilisator helfen dabei). Das folgende Foto wurde mit 1/40 Sekunde aufgenommen:
Einen ähnlichen Effekt kann man beobachten, wenn man einen LCD-Fernseher oder Computer-Monitor fotografiert. Bei der CO2-Uhr, die am New Yorker Madison Square Garden steht, bin ich auch schon einmal hereingefallen, und auch die Leuchtreklame am Times Square ist mit Vorsicht zu geniessen. Am besten ist es, so ein Bild nach dem Auslösen genau anzusehen und es ggfs. mit einer längeren Verschlusszeit noch einmal aufzunehmen. In der Nähe des Naval Observatory gibt es noch viel zu sehen, und es lohnt sich, die Nachbarschaft zu Fuß zu erkunden. Die Botschaften von Norwegen, Finnland, Großbritannien, Neuseeland, Brasilien und Italien sind um die Ecke, ebenso der Dumberton Oaks Park. Entlang der Massachusetts Avenue und ihrer Nebenstraßen stehen weitere Botschaften aus allen Teilen der Welt; das Stück bis zum Dupont Circle wird daher auch als Embassy Row bezeichnet. Am besten, man geht vom Naval Observatory aus nach Süden, und dann im Zickzackkurs die California, 24th, S, 22nd, R und 21st Street entlang bis zum Dupont Circle. Auf dem Weg dahin kommt man übrigens auch an der Phillips Collection vorbei, einem der besten und bekanntesten Kunst-Museen DC's. Am Dupont Circle kann man sich dann in einem der vielen Restaurants stärken, und wer mag, fährt einmal die beeindruckend lange Rolltreppe in die Metro hinunter und wieder herauf. Auf dem Rückweg geht man einfach auf der Massachusetts Avenue nach Norden und kommt dann bis zum Naval Observatory noch einmal an zwanzig Botschaften vorbei.
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