TeufelsbergDer Berliner Teufelsberg hat eine interessante Geschichte. Nach dem gescheiterten Versuch der Nationalsozialisten, im Rahmen ihres größenwahnsinnigen Projekts Welthauptstadt Germania hier die "Wehrtechnische Fakultät" zu errichten, wurde der im Grunewald liegende Teufelsberg nach dem zweiten Weltkrieg mit Millionen Kubikmetern Trümmern aus dem zerstörten Berlin aufgefüllt. Ende der 50er Jahre nahmen die Alliierten den Berg in Beschlag und errichteten mit der "Field Station Berlin" eine Abhörstation, die bis weit in den Ostblock hinein lauschen konnte. Die Reste dieser Abhöranlage stehen noch immer und sind weithin sichtbar:
Nach dem Fall der Mauer und der Rückgabe des Geländes an die Stadt wollte ein Investor eine gigantische Wohnanlage errichten, scheiterte aber an den Auflagen und der finanziellen Größenordnung des Projekts. Nach dem Verfall der Baugenehmigung wurde das Gelände als "Wald" ausgewiesen, so dass Bauen nun nicht mehr möglich ist. Seit ein paar Jahren kann man das umzäunte Areal, das jetzt mehr oder weniger brach liegt, im Rahmen von Führungen, die ein paar Euro kosten, besichtigen. Eigentlich wollte ich mir die Anlagen auf eigene Faust ansehen, musste aber feststellen, dass alle Zaunlöcher aufs Säuberlichste geflickt waren. Ein Durchkommen war ohne kriminelle Energie nicht möglich. Um so erfreuter war ich, als ich nach einer dreiviertel Umrundung des Berges direkt in eine Führung stolperte, und so eine Besichtigung der Anlagen doch noch möglich wurde.
Mit einer Stunde Dauer war die Zeit natürlich zu knapp, um in Ruhe zu fotografieren, und auch das viel gelobte Echo in der oberen Kuppel habe ich auslassen müssen. Dennoch konnte ich ein paar interessante Bilder schießen und ein wenig vom Charakter der morbiden Anlage einfangen. Ich denke, ich fahre bestimmt noch einmal hin. Wenn man mehr Zeit braucht, kann man bei Bedarf vierstündige Fototouren buchen. Auf meine Frage, was man denn mit den Bildern so alles anstellen dürfe, antworte die Tourguide etwas verwirrt und nach einigem Zögern, "alles". Ich fragte, "auch kommerziell und so?", und sie, "Äh, ja, warum nicht?". Nun ja ;-) Erstaunlicherweise scheinen auf dem Gelände Reihe von Künstlern ein Zuhause gefunden zu haben. Irgendwo habe ich gelesen, dass einige der ehemaligen Bewohner des Tacheles hier ihre neue Heimat gefunden haben sollen:
Die Türme selbst sind voll mit Graffities, laut Tourguide soll das eine der größten "Open-Air-Gallerien" in Deutschland sein.
Nicht schlecht, nicht schlecht, aber als Zeitzeuge des längst vergangenen Alsen-Geländes in Itzehoe haben mich die Sprühereien auch nicht vom Sockel gehauen. Oben auf den Plattformen steht man direkt vor (oder in) den zerlumpten Radarkuppeln und hat einen fantastischen Ausblick über die Stadt:
Weitere Infos zur Geschichte des Teufelsberg und zu den Touren finden sich auf www.berliner-teufelsberg.com. Auch den oben zitierten Wikipedia-Artikel kann ich sehr empfehlen, dort finden sich unzählige teils verblüffende Details zur Nutzung des Bergs und der Anlage. Eine Google-Suche nach "Field Station Berlin" förderte weitere interessante Informationen zutage, darunter sogar einige Bücher.
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