Point-And-Shoot #13: Das Washington MonumentDas Washington Monument ist seit seiner Fertigstellung das höchste freistehende, aus Stein gebaute Bauwerk der Welt, gleichzeitig der höchste Obelisk. Es wurde in den Jahren 1848 bis 1884 erbaut und war zu seiner Zeit eine ingenieurstechnische Meisterleistung. Auch heute noch ist die Konstruktion des Monuments beeindruckend und man fragt sich, wie die Architekten und Ingenieure das vor über hundert Jahren hinbekommen haben.
Bei dem Erdbeben von 2011 wurde das Monument beschädigt und war seither für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Nach dem sich Sponsoren gefunden hatten, um die Hälfte der Reparaturkosten von 15 Millionen Dollar zu übernehmen, wurde es repariert und ist seit ein paar Wochen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Es gibt zwei Möglichkeiten, an Tickets zu kommen. Entweder man bestellt sie - Wochen im Voraus - im Internet, oder man stellt sich frühmorgens an, um Tagestickets zu erhalten. Der an der 15th Street liegende Schalter wird ab 8:30 geöffnet, aber man muss im Sommer zwei Stunden früher da zu sein, wenn man sicher gehen will, auch wirklich Tickets zu bekommen. Als ich um Punkt 6:30 vor dem Schalter ankam, war ich auf Platz drei der Wartenden und als der Schalter sich endlich öffnete, war die Schlange hinter mir fast hundert Meter lang. Wahrscheinlich haben die Letzten keine Tickets mehr bekommen. Maximal sechs Tickets werden pro anstehende Person ausgegeben, so lange der Vorrat reicht, und zwar für Startzeiten zur halben und vollen Stunde. Die Slots sind kontingentiert, aber wer früh genug da ist, kann die Zeit frei wählen.
Zur Startzeit findet man sich am Fuße des Monuments ein und wird nach einer Belehrung durch einen Ranger zum Fahrstuhl geführt, der innerhalb einer Minute bis auf das 500-Fuß-Niveau fährt. Von dort kann man durch eines der acht Fenster schauen und bei gutem Wetter 20 Meilen weit in alle Himmelsrichtungen sehen. Hier oben kann man auch gut die Konstruktion der Spitze des Monuments studieren. Man darf solange oben bleiben, wie man will. Durch die Kontingentierung der Tickets wird es zwar voll, bleibt aber erträglich.
Wenn man genug ausgeschaut hat, geht man per Wendeltreppe nach unten auf die 490-Fuß-Ebene. Dort findet sich eine kleine Ausstellung mit historischen Fotos und Informationen zur Konstruktion des Monuments. Von hier aus fährt man mit dem Fahrstuhl wieder nach unten.
Wenn man eine Stadt oder Landschaft von weit oben fotografiert, ist man später oft enttäuscht. Was das Auge spektakulär findet, sieht - reduziert auf zwei Dimensionen - auf dem späteren Bild nicht unbedingt toll aus. Insbesondere bei Weitwinkelaufnahmen in die Fläche fehlt dem Auge der Halt und ohne Hauptmotiv wirkt das Foto unbefriedigend. Woher kommt nun ein Hauptmotiv? Wenn nicht gerade eine Kathedrale, die Skyline einer größeren City oder eine architektonische Besonderheit in Sicht ist, besteht eine Strategie darin, mit einer langen Brennweite zu fotografieren. So kann man sich - neben den verlockenden Übersichtsaufnahmen - einzelne Elemente der Umgebung herauspicken und gezielt in die Bildkomposition einbinden. Am besten werden sie diagonal aufgenommen, so dass eine Linearperspektive mit zwei Fluchtpunkten entsteht.
Man kann auf dem Turm natürlich auch Innenaufnahmen machen, beispielsweise von Architekturdetails. Aber drinnen ist es recht dunkel und man braucht eine gute Kamera-/Objektiv-Kombination, um zu ansprechenden Ergebnissen zu kommen. Alternativ kann man natürlich auch blitzen, was gleichzeitig die einzige Möglichkeit ist, zu Aufnahmen zu kommen, die Innen und Außen gemeinsam korrekt belichten. So gelingen beispielsweise auch Selfies vor den kleinen Fenstern, bei denen im Hintergrund das Kapitol zu sehen ist. P.S. Seit kurzem wohne ich nicht mehr in Washington, zwei weitere Point-And-Shoots aus D.C. sind allerdings noch in Vorbereitung und werden demnächst erscheinen. Danach endet die Serie. Vielleicht wird einmal ein kleines Buch daraus. Ich halte euch auf dem Laufenden.
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